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Tips für's Radfahren

In meiner langjährigen Radfahrpraxis habe ich eine Reihe von Erfahrungen gewonnen, von denen ich hier einige darstellen möchte. Ich gebe die nachfolgenden Tips nach bestem Wissen und Gewissen, ohne die Garantie dafür übernehmen zu können, dass diese Tips auf Jedermann uneingeschränkt übertragbar sind.

Allgemeine Tips

Die Helmpflicht bei allen Radsportveranstaltungen besteht nicht ohne Grund, und auch für Radtouren sollte das Tragen des Helms ein Muss sein. Einen Sturz, aus welchen Gründen auch immer, kann auch der beste und umsichtigste Fahrer nicht ausschließen; und wer jemals selbst mit dem Kopf auf das Pflaster geknallt ist, wird den Helm künftig immer tragen - egal zu welchem Ereignis.
Die Helme lassen sich im allgemeinen durch ein Rädchen an der Rückseite auf die Kopfgröße einstellen. Sie haben dadurch auch die Möglichkeit, bei Regen oder Kälte unter dem Helm noch eine Mütze oder ein Tuch zu tragen. Ein Dreh am Rädchen, und der Helm passt wieder.
Als Hörgeräteträger nutze ich immer eine dünnes Tuch unter dem Helm, das über die Ohren reicht. Auf diese Weise werden Windgeräusche eliminiert, die mir sonst eine Verständigung beim Radfahren unmöglich machen.
Fast alle Helme sind mit einem abnehmbaren Aufsatz vorn ausgestattet, der einen erweiterten Schutz gegen Sonnenblendung und Regen bietet. Da er zudem gut aussieht, wird er von den meisten Fahrern benutzt. Ich selbst verzichte darauf, weil er mich zwingt, den Kopf noch weiter in den Nacken zu nehmen. Insbesondere beim Fahren auf dem Rennrad empfinde ich ihn als ausgesprochen lästig.

Ausstattung

Nicht jede Radtour verläuft ohne Komplikationen. Ich bin schon Hunderte von Kilometern gefahren, ohne eine Panne gehabt zu haben - aber darauf kann man sich eben nicht verlassen. Leider passiert häufig gerade dann etwas, wenn man am wenigstens damit rechnet.
Grundsätzlich ist der Umfang des mitzuführenden Werkzeugs und der Ersatzteile von der Strecke und der Dauer der Tour abhängig. Bei der Sonntagsspazierfahrt ins Grüne ist es vielleicht nur ärgerlich, wenn Sie keine Luftpumpe dabei haben, aber bei längeren Fahrten sollte man schon etwas besser gewappnet sein.

Ersatzschlauch, Mantelheber, Luftpumpe
Einen "Platten" kann man sich auf den besten Straßen einfangen, deshalb sollte man auch dagegen gerüstet sein. Die Räder haben heute alle Schnellverschlüsse, so dass das defekte Rad schnell herausgenommen werden kann. Doch um den Mantel herunterzubekommen, bedarf es schon einiger Anstrengung, und ohne Mantelheber ist das fast unmöglich. Also mindestens 2, besser 3 Mantelheber mitnehmen. Und nehmen Sie nicht die billigsten Plastikheber, die beim zweiten Mal brechen.
Es gibt recht ordentliche Flicksets, um den Reifen zu flicken, aber ich rate davon ab. Wer schon einmal versucht hat, auf freier Strecke bei Regen einen Flicken zu setzen, weiß, wovon ich rede. Abgesehen davon macht sich zumindest bei Rennreifen jeder Flicken beim Fahren durch einen leichten Stoß bei jeder Umdrehung bemerkbar.
Führen Sie statt dessen einen Ersatzschlauch mit, der eine saubere und schnelle Reparatur gewährleistet. Bevor sie ihn einziehen, prüfen Sie aber sorgsam mit der Hand das Innere des Mantels, dass nicht der Dorn oder Nagel, der den Platten verursacht hat, noch darin steckt und dann auch den neuen Reifen ruiniert.
Ist der neue Schlauch aufgezogen, braucht er Luft. Eine Luftpumpe ist also Pflicht. Aber nehmen Sie nicht irgendeine, sondern nur die, die Sie selbst ausprobiert haben. Ich habe einmal so eine Mini-Pumpe für mein Rennrad gehabt, aber als es darauf ankam, bekam ich kaum Luft in den Reifen. Seither nehme ich immer eine große Luftpumpe auch auf dem Rennrad mit, die sich unterhalb der Querstange einklemmen lässt und dort absolut nicht stört. Achten Sie darauf, dass die Gummidichtung am Luftaustritt intakt ist. Ist sie durch Alter und häufigen Gebrauch ausgeweitet, geht die Luft vorbei und der Reifen wird nicht genügend gefüllt.
Und wenn Sie dann den Platten erfolgreich repariert haben, wollen Sie sich sicher die Hände abwischen. Dummerweise gerade keine Tempo's dabei? Bei mir hat sich ein Lappen bewährt, mit dem ich das Werkzeug einwickle und der damit auch gleichzeitig die Funktion erfüllt, ein Klappern des Werkzeugs beim Fahren zu verhindern.

Sattelhöhe

Die Sattelhöhe ist weitgehend mitverantwortlich für den Sitzkomfort und für die Kraftübertragung auf die Pedalen. Und beides - das habe ich jetzt nach langer Erfahrung als für mich unumstößliche Erkenntnis vereinnahmt - ist nur bedingt miteinander vereinbar. War ich noch vor wenigen Jahren ein Anhänger der These: je höher der Sattel, desto besser, musste ich diese Einstellung doch revidieren.
Es stimmt schon: ein hochgestellter Sattel lässt eine größere Streckung der Beine beim Treten zu und bringt insofern besonders günstige Kraftübertragungsverhältnisse. Auf diese Weise kann man größere Gänge fahren und erreicht bei gleichem Kraftaufwand eine höhere Geschwindigkeit als bei einem niedrig gestellten Sattel.
Doch diese Einstellung hat einen erheblichen Nachteil, den ich bei meiner Ostseeumrundung bitter zu spüren bekam. Durch die hohe Sitzposition ist die Gesäß-Auflagefläche relativ klein und nach vorne verlagert. Und dieser Effekt kann bei längeren Fahrten zu unerträglichen Schmerzen führen.
Es gilt also, einen brauchbaren Kompromiss zu finden. Wer schnell fahren möchte, braucht einen guten Kraftansatz, also eine höher gestellten Sattel, wer lange Strecken fahren will, muss auf den Fahrtkomfort achten, also den Sattel tiefer stellen, damit es nicht zu Beschwerden kommt. Allerdings ist darauf zu achten, dass dadurch auch leichter Knieprobleme entstehen, weil eben die Hebelverhältnisse des Beines ungünstiger werden. Aber da hilft dann nichts - da muss man in niedrigere Gänge schalten und schneller kurbeln.

Luftdruck

Der Rollwiderstand, also der Widerstand, der aus der Berührung der Reifen mit dem Untergrund herrührt, wird leicht unterschätzt. Je größer die Auflagefläche der Reifen ist, desto größer der Rollwiderstand. Ich bin einmal im Hochsommer in Polen auf einer Teerstraße gefahren, die durch die Sonneneinstrahlung weich geworden war, so dass das Rad einige Millimeter einsank und eine deutlich sichtbare Spur hinterließ. Es war eine Qual zu fahren, und warum? Nur deshalb, weil das leichte Einsinken die Berührungsfläche mit der Straße deutlich vergrößerte und damit den Rollwiderstand erhöhte. Im Prinzip den gleichen Effekt erzielt man, wenn man mit deutlich zu wenig Luft fährt, der Reifen also halb platt ist. Wenn Sie keine masochistischen Neigungen verspüren, sollten Sie deshalb die Reifen immer bis in die Nähe des Maximaldrucks aufpumpen (ist auf dem Reifenmantel aufgedruckt). Wenn Ihnen dabei der gewünschte Federungskomfort abhanden kommt, können Sie das durch einen entsprechend gefederten Sattel ausgleichen.

Krämpfe

Schweißtreibende Radtouren führen bei mir leicht zu Muskelkrämpfen, die ich seit geraumer Zeit immer vorbeugend mit Salztabletten bekämpfe. Bewährt haben sich "Schweden-Tabletten", in Apotheken erhältlich, von denen ich vor und während der Fahrt alle 2-3 Stunden 3-4 Tabletten zu mir nehme. Hierdurch wird zu großem Salzverlust vorgebeugt, der wesentliche Ursache für die Muskelkrämpfe ist.
Auch ohne Tabletten kann man Krämpfen natürlich vorbeugen, wenn man sich nicht überfordert. Das gilt sowohl für die Gesamtleistung als auch speziell für die ersten Kilometer. Wenn Sie dort zu schnell fahren, ist die Gefahr späterer Krämpfe besonders groß.

Taubheitsgefühle in den Händen

Bei einer Mehrtagestour traten sie erstmals auf, die Taubheitsgefühle in den Händen, und zwar in Ringfinger und kleinem Finger beider Hände. Ich versuchte sie durch unterschiedliche Lenkerhaltung zu bekämpfen, aber das nutzte nicht viel. Auch das gelegentliche Loslassen und mit einer Hand fahren brachte nur ungenügende Entlastung. Das Taubheitsgefühl war schließlich so stark, dass es nach der Tour tagelang anhielt und ich schon echte Probleme beim Festhalten von Gegenständen hatte.
Im Laufe der Zeit kam ich dahinter, dass die Taubheit ausschließlich von den Nerven im Nacken-Hals-Bereich herrührt. Das krampfhafte Hochhalten des Kopfes führt bei mir oft zu Verspannungen im Nacken und damit verbunden auch zu Beeinträchtigungen der Nervenbahnen zu den Händen. Ich habe deshalb auch heute noch immer mal wieder Probleme mit dem Taubwerden der Finger. Doch ich kann es jetzt kontrollieren, indem ich zwischenzeitlich immer mal wieder bewusst den Kopf ganz nach unten nehme (aber dabei nicht den Verkehr außer Acht lassen!) und so die Nackenmuskulatur dehne, und indem ich mich gelegentlich ganz aufrichte, die Schultern rotiere und die Arme wechselseitig ausschlage.

Ventile

Wenn man heute ein Fahrrad kauft, haben die Schläuche meist sogenannte Sclaverand-Ventile ("französische Ventile"). Das sind die schlanken Ventile, die oben mit einer kleinen Schraube zuzudrehen sind. Sie sollen angeblich länger die Luft halten als die Standardventile (Dunlop-Ventile). Ich kann das nicht bestätigen. Ich habe von beiden Ventilsorten welche gehabt, die die Luft gut und weniger gut gehalten haben. Im übrigen sehe ich bei den Sclaverand-Ventilen nur Nachteile. Man muss die Ventilkappen ab- und aufschrauben. Man muss das Ventil durch einen kurzen Fingerdruck "gängig" machen, sonst kann es passieren, dass man überhaupt keine Luft hinein bekommt. Schiebt man die Luftpumpe zu weit auf das Ventil, wird die Luft wieder aus dem Reifen in das Ventil zurückgepresst. Der Ventilnippel kann im Laufe der Zeit verbiegen, so dass das Luftpumpen auch von daher schwieriger wird.
Die Konsequenz:- ich habe mein neues Fahrrad gleich beim Kauf auf Standardventile umrüsten lassen und fahre damit bereits 2 Monate, ohne ein einziges Mal Luft aufpumpen zu müssen.
Der einzige Vorteil liegt meines Erachtens bei Rennrädern, da die Sclaverand-Ventile einen höheren Luftdruck zulassen als Dunlop-Ventile.