Warstader Geschichten

Sex?

"He, Jünne, willst Du mitkommen?" Verblüfft schaute ich hinüber. Es kam selten vor, dass von den Jungs von der Hauptstraße ein so direktes Angebot kam. Es herrschte immer eine gewisse Rivalität zwischen der Hauptstraße und dem Kirchplatz, die durchaus einmal auch zu Auseinandersetzungen führen konnte. Nichts Ernstes, aber doch so, dass es immer ratsam erschien, erst einmal das Terrain zu sondieren, bevor man sich auf einen engeren Kontakt einließ.
"Wo wollt Ihr denn hin?"
"Komm rüber, können wir so nicht sagen."
Das war spannend, und der freundliche Ton von Gerdi ließ auch keine bösen Absichten erwarten.
Also hinüber auf die andere Straßenseite zu den vier Jungen, die stehengeblieben waren.
"Was habt Ihr denn vor?"
"Wir gehen ficken! Kommst Du mit?"
Donnerwetter, das war nun einmal ganz was Neues. Das hatte ich mit meinen 11 Jahren ja noch nie gehört! Doch gleich keimte Misstrauen auf. Warum wollten sie mich unbedingt mithaben; sonst wurde ich doch auch nicht gefragt. Aber die Ankündigung war so aufregend, dass ich alle Bedenken beiseite fegte und spontan zusagte.
Auf dem weiteren Weg zum Kriegerdenkmal, wo das Ereignis stattfinden sollte, erklärten die anderen, wie es laufen sollte.
"Also, am Kriegerdenkmal treffen wir die Mädchen!" Gerdi zählte fünf Namen auf, und damit war auch klar, dass ein fünfter Teilnehmer gebraucht wurde. Aber das Aha-Erlebnis kam erst danach, denn die vier hatten die Mädchen schon unter sich aufgeteilt. Für mich blieb nur noch Nele übrig, die mit ihrer stämmigen Figur, dem roten Gesicht und dem insgesamt etwas plumpen Aussehen wahrlich keinem gängigen Schönheitsideal entsprach. Die anderen Mädchen hatten aber Neles Teilnahme als Bedingung genannt, damit das Großereignis überhaupt stattfinden konnte.
Ich bedauerte schon, überhaupt zugesagt zu haben, aber andererseits war das Vorhaben an sich von solchem Reiz, dass dafür auch ein paar Einschränkungen hinzunehmen waren.
"Was machen wir denn da genau?"
"Wirst Du schon sehen! Mach einfach das, was wir auch machen!"
Das Kriegerdenkmal war nur wenige 100 m entfernt. Zu einer Seite hin war es durch eine großflächige Buschgruppe begrenzt, in der man gut vor neugierigen Blicken geschützt war. Die Mädchen warteten dort bereits. Ich hatte nur Augen Augen für Ilse, meinen heimlichen Schwarm, aber die war ja nun leider nicht für mich vorgesehen. Statt dessen gesellte sich Nele zu mir und schien auch nicht sonderlich erfreut über ihren Partner.
Und nun? Die anderen Jungen schlugen sich mit ihren Mädchen in die Büsche und ich renkte renkte mir fast den Hals aus, um mitzubekommen, was sie dort machten. Ganz offensichtlich drückten sie die Mädchen in die Büsche und warfen sich dann auf sie. Hmm, sehr merkwürdig, musste man denn dabei nicht irgendwie ausgezogen sein? Immerhin hatten alle jetzt Mitte März noch ihre Wintermäntel an. Eine gewisse Enttäuschung machte sich breit, aber andererseits war ich doch einigermaßen froh, dass das alles so unkompliziert ablief und die Anforderungen eher gering waren.
Nele wartete offenbar darauf, dass ich irgendwie aktiv wurde, und so tat ich es den anderen nach, drückte sie in den nächsten Busch und legte mich dann schräg auf sie. Dabei musste ich darauf achten, dass die hochschnellenden Zweige des Busches nicht das Gesicht verkratzten. So lagen wir jetzt einen Augenblick aneinander gelehnt und waren beide überhaupt nicht glücklich dabei. Genauer gesagt, kam mir das Ganze ziemlich blöd vor, und auch Nele machte ein Gesicht wie bei dem letzten Diktat in der Schule, das sie ziemlich verhauen hatte. Ihr rotes Gesicht unangenehm dicht vor mir, verspürte ich keinerlei Bedürfnis, noch irgendwelche zusätzlichen Initiativen zu ergreifen, und so endete die seltsame Vereinigung einvernehmlich nach etwa 15 Sekunden.
Aus den Augenwinkeln sah ich noch, dass auch bei den anderen nichts anderes passierte - sie hielten die Nähe des Partners allerdings etwas länger aus - kein Wunder, hatten sie ihn sich doch selbst ausgesucht. Nachdem die abgebrochene Zweige von der Kleidung entfernt waren, war ich mir sicher, dass das nicht meine Lieblingsbeschäftigung werden würde, wenn sich da nicht einiges im Ablauf entscheidend verändern würde. Außerdem schien mir, dass irgendwie auch die Partnerwahl dabei eine Rolle spielen müsste. Nun ja, vergingen noch einige Jahre, sich bis ich mich beim nächsten Großereignis dieser Art eingehend informieren konnte.