Die Fahrradseiten

Die Ostseetour 2019 - Teil 2

Donnerstag, 20.06.2019 / St. Petersburg (Russland) – Savitaipale (Finnland)
Heute geht es weiter – wir wollen bis nach Finnland und sind deshalb früh dran mit dem Frühstück. Die Hauptwelle der japanischen Gäste hat glücklicherweise noch nicht eingesetzt, so dass wir ohne Probleme einen Platz im Frühstücksraum bekommen und das Büfett genießen können. Ich habe mir noch einmal unsere Ausfahrt aus St. Petersburg im Internet genau angeschaut, denn unsere alte Karte ist wirklich nicht mehr „up to date“.
Es geht eigentlich auch alles ganz gut, bis ich an einer Straßengabel die falsche Richtung erwische, es zwar sofort merke, abfahre und zurückfahre, aber aufgrund der Straßenführung einfach nicht mehr auf die geplante Strecke komme. So kreuzen wir immer planloser durch St. Petersburg – und jetzt macht sich auch wieder die kyrillische Schreibweise auf den Verkehrsschildern unangenehm bemerkbar – bis ich die Ortschaften „übersetzt“ und auf der Karte lokalisiert habe, sind wir an der entsprechenden Abfahrt oder Kreuzung schon längst vorbei.
Schließlich orientiere ich mich nur nach der Sonne – ich weiß, dass ich grundsätzlich nach Norden / Nordwesten fahren muss – und so halte ich diese Grundrichtung zunächst ein. Eine Korrektur wird im Laufe der Strecke sicherlich möglich sein, nur erst einmal aus St. Petersburg heraus. Das gelingt schließlich, und wir finden uns auf der A 121 wieder, einer neuen und sehr gut ausgebauten Autobahn, die Richtung finnische Grenze am riesigen Ladogasee vorbeiführt und dann parallel zur Grenze um den Ladogasee herum. Gut, die A 121 ist nicht die ursprüngliche Route, aber wenn ich nach ca. 50 km nach Westen abbiege, dann ist der Umweg nicht dramatisch. Leider verpasse ich die richtige Abfahrt und auch die nächste, sehe das aber auch nicht als gravierend an, da wir auch weiter im Norden über die Grenze fahren können. Doch das stimmt so nicht, wie wir bald erfahren müssen.
Die Autobahn wird zur normalen Landstraße und dann zu einer riesigen Baustelle. Hier wird offenbar die A 121 weiter ausgebaut. Dieses Mal passe ich auf, als die Abfahrt zur Grenze kommt. Ab jetzt wird die Straße zum Sandweg, der allerdings ganz gut befahrbar ist.
Dann, ca. 15 km vor der Grenze, die übliche Vorkontrolle, mit 2 Posten besetzt. Ich zeige unser Papiere vor und mache deutlich, dass wir über die finnische Grenze wollen.

Russische Vorkontrolle
Russische Vorkontrolle im Grenzgebiet zur finnischen Grenze


Beide Posten sprechen kein Englisch, so dass eine vernünftige Verständigung gar nicht möglich ist. Das Einzige, was klar ist: sie wollen uns hier nicht durchlassen. Auf meinen Protest hin telefoniert einer der beiden mit seiner Dienststelle. Es bleibt dabei: wir kommen hier nicht durch. Auch die Frage, wie wir weiterfahren sollen, lässt sich wegen unseres schlechten Kartenmaterials und der großen Verständigungsschwierigkeiten nicht klären.
Uns bleibt nur eines: umdrehen und den ganzen Weg zurück – durch die Sandwege, die Baustellen, bis wir wieder auf die ausgebaute A 121 stoßen und dann, endlich, die vorher verpasste Abzweigung zu unserer richtigen Strecke. Was soll ich sagen, auch da schaffe ich es, noch einmal falsch zu fahren, so dass wir schließlich am Grenzübergang nach Helsinki und nicht an dem geplanten nach Lappeenranta landen. Im Ergebnis fahren wir heute schließlich 600 km statt der ursprünglich geplanten 250 km bis zu unserem finnischen Hotel in Savitaipale.
Dazwischen aber liegt noch der russisch-finnische Grenzübertritt, der auf russischer Seite jedoch recht zügig in einer knappen Viertelstunde erledigt ist, während sich auf finnischer Seite die Autos in langen Kolonnen stauen. Wir machen uns schon auf eine mehrstündige Wartezeit gefasst. Ich rufe in unserem Hotel in Savitaipale an, dass wir u.U. erst spät am Abend dort eintreffen werden. Es ist immerhin schon 19:30 Uhr. Aber dann geht es dank der Hilfe eines freundlichen finnischen LKW-Fahrers doch voran – er zeigt uns, dass wir als EU-Bürger auf eine andere Spur fahren müssen und bringt die Russen in der Kolonne neben uns dazu, eine Lücke zu schaffen, so dass wir deren Spur kreuzen können. 20 Minuten später sind wir endlich durch und erreichen 1 ½ Stunden danach unser Ziel, das Hotel Olkkolan Kartano, in idyllischer Lage unmittelbar an einem See am Rand von Savitaipale.
Die Vermieterin zeigt uns unser Zimmer in einem flachen Nebentrakt des Hotels, und wir machen uns auf die Suche nach einem Restaurant, um noch eine Kleinigkeit zu essen. Als wir zu  rückkommen, gehe ich die Rückseite des Gebäudes entlang, um über die Terrassentür in unser Zimmer zu gelangen und komme dabei kurz mit dem Zimmernachbarn ins Gespräch, dessen Terrassentür offen steht. Es ist ein großer, schwerer Mann, ca. 60 Jahre alt, der offensichtlich etwas zu viel dem Alkohol zugesprochen hat. Ich gehe deshalb schnell weiter, doch schon einen Moment später steht er in unserer Terrassentür und hat offenbar erheblichen Gesprächsbedarf. Es dauert eine ganze Weile, ihn mit dem Hinweis auf unsere lange Fahrt und Müdigkeit abzuwimmeln, aber schließlich geht er doch und wir gehen auch – sehr früh ins Bett. Die Terrassentür lassen wir wegen der Hitze halb offen. 

Freitag, 21.06.2019 / Savitaipale – Keitele (Finnland)
Als ich am nächsten Morgen aufwache, hat meine Frau interessante Neuigkeiten für mich: „Weißt Du, was heute Nacht hier los war?“ Und dann erzählt sie, dass sie gegen 04:30 durch ein Geräusch aufgewacht und vor Schreck fast erstarrt sei: der Zimmernachbar stand praktisch neben unserem Bett und habe irgendetwas gesagt. Als sie sich halbwegs erholt hatte und erkannte, dass der ungebetene Besucher offenbar nichts Böses im Schilde führte, sondern nur weiteren Gesprächsbedarf hatte, versuchte sie, ihn abzuwimmeln. Aber das erwies sich schon wegen der Verständigungsschwierigkeiten als etwas schwierig.

Finnischer See in Savitaipale
Finnischer See an unserem Hotel in Savitaipale

 

Außerdem fühlte sich der Mann keineswegs schuldig, sondern hatte die offene Terrassentür als Einladung betrachtet. Müßig zu sagen, dass sein Alkoholpegel seit dem Abend mit Sicherheit nicht gesunken war. Meine Frau musste ihn geradezu gewaltsam aus unserem Zimmer drängen, bevor sie dann ganz schnell die Terrassentür schloss.
Und meine Rolle dabei? Sehr passiv-  ich habe einen guten Schlaf und lege nachts meine Hörgeräte ab – und von da ab bin ich nicht mehr in der Welt. „Warum hast Du mich nicht geweckt?“ frage ich. Nun, meine liebe Frau hatte ein bisschen Angst, dass dann das Gespräch nicht ganz so friedlich abgelaufen wäre – durchaus möglich.
Als wir am Morgen der Vermieterin am Frühstückstisch vom nächtlichen Erlebnis meiner Frau erzählen, ist sie entsetzt. Aber wir beruhigen sie und können selbst schon ein bisschen darüber lachen.
Heute liegt die Fahrt durch die finnische Seenplatte vor uns, die sich ja bereits mit dem schönen See an unserem Hotel präsentiert hat. Wir lieben die Fahrt durch diese Landschaft mit ihren Wäldern und den wunderbaren Ausblicken auf die klaren und sauberen Seen, einer schöner als der andere. Da stört uns auch nicht die allgemeine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 80 km/h, denn so können wir mehr sehen und völlig entspannt fahren.

finnische Seenlandschaft
Finnische Seenlandschaft



Selbst die überraschend hohe Zahl an „Blitzern“ auf der Strecke macht gar nichts, weil ich nach kurzer Fahrzeit auf den menschenleeren, verkehrsarmen Straßen total „entschleunige“. Ich glaube, ich bin in meinem ganzen Leben noch nie über Hunderte von Kilometern so langsam und entspannt gefahren wie bei dieser Tour durch die nordischen Länder.
Nach 300 km sind wir am Ziel, ein Ferienpark mit kleinen Holzhäusern in dem kleinen Ort Keitele, natürlich wieder an einem See in herrlicher Lage. Wir melden uns an der Rezeption an, die eigentlich ein Imbiss und gleichzeitig ein Einzelhandel ist, so eine Art Tante-Emma-Laden, wo die Gäste alles kaufen können, was sie für ihren Urlaub brauchen. Ein Paddelbot wird uns kostenfrei zur Verfügung gestellt, nur leider hat es ein Leck; und das zweite, intakte Boot wird uns von einem anderen Feriengast vor der Nase weggeschnappt. So machen wir nur einen Spaziergang mit ein paar Fitnesseinlagen den See entlang.

Samstag, 22.06.2019 und Sonntag, 23.06.2019 / Keitele – Oulu (Finnland)
Dank des ausgeklügelten Mückenschutzes in unserem Ferienhaus verleben wir eine ruhige Nacht. Das Frühstück ist uns in einem Beutel bereits am Vorabend gegeben worden, sehr einfach, aber es reicht aus. Wir machen uns auf den Weg nach Oulu, der größten Stadt Nordfinnlands mit 140.000 Einwohnern, an der Ostsee gelegen, Universitätsstadt und damit auch eine junge und lebendige Stadt. Ich kenne Oulu bereits von meiner Radtour 2007, aber seine Bedeutung hat die Stadt für mich durch einen alten Tennisfreund gewonnen, der in Oulu zu Hause war, jetzt aber leider in Turku lebt, ziemlich abseits unsere Route. Ich freue mich auf den Hafen mit seinem bunten , lebendigen Markttreiben, aber an diesem Tag ist uns der Wettergott nicht hold – es regnet ständig, und ein kalter Wind macht es draußen nicht gerade gemütlich. Wir beschließen, uns noch einmal ins Auto zu setzen und das 14 km entfernte Freilichtmuseum Turkansaari zu besuchen, das einen interessanten Einblick in das Landleben der Region im 17. Jahrhundert gibt. 40 Gebäude und verschiedene Aktivitäten (Teergewinnung!) lassen die Zeit schnell verstreichen, aber am schnellsten sind wir beim Sprung von Gebäude zu Gebäude, wenn es allzu stark regnet.
Was uns in Oulu leider verwehrt bleibt, ist der geplante Besuch des Tietomaa-Kunstmuseums, das geschlossen hat. Wie uns im Hotel gesagt wird, sind wir zu sehr ungünstigen Tagen in Oulu – an diesem Wochenende wird allenthalben die Sonnenwende gefeiert – viele Geschäfte und öffentliche Einrichtungen haben nicht geöffnet und Oulu ist deshalb für uns etwas enttäuschend.

Montag, 24.06.2019 / Oulu - Inari (Finnland)
Wer in seinem Leben mehr als 3 Kreuzworträtsel gelöst hat, kennt sicher auch die Antwort auf die Frage: „Stadt und See in Nordfinnland mit 5 Buchstaben“. Natürlich, das kann nur „Inari“ sein, unser heutiges Ziel. Und gleichen Namens ist auch das Hotel, das wir dort gebucht haben.
Eine große Etappe liegt vor uns - 550 km durch Finnlands Norden. Ich tanke noch in Oulu –ungefähr 15 Ct. teurer als in Deutschland. Trotzdem wird das Fahren nicht teurer, denn bei Geschwindigkeiten von maximal 100 km/h geht mein Spritverbrauch um 1 L / 100 km runter – ich kann jetzt tatsächlich mit einer Tankfüllung 1.000 km fahren. Wir folgen der E6 entlang der Ostseeküste und biegen dann auf die Landesstraße 924 nach Norden, bis wir auf den Fluss Kemijoki stoßen, dem wir bis Rovaniemi folgen.
Rovaniemi ist die Hauptstadt Lapplands und liegt nur wenige Kilometer südlich des Polarkreises. Sie ist mit 62.000 Einwohnern eine Stadt mittlerer Größe, aber mit 8.000 Quadratkilometern eine der flächengrößten Städte der Welt. Und so wirkt die Stadt auch – als wenn hier für jeden viel Platz wäre. Dazu passend sehr wenig Verkehr, sowohl Autos als auch Fußgänger. Und wie eigentlich alle Städte im Norden: beeindruckend sauber. Wir fahren ins Zentrum, die zentrale Fußgängerzone, wo ein bisschen mehr los ist, aber überwältigend ist es auch nicht. Wir machen einen Rundgang, trinken einen Kaffee und fahren dann weiter.

Rovaniemi Polarkreis

Ortseinfahrt Rovaniemi / Polarkreismonument ausgangs Rovaniemi



Und dann der Polarkreis, noch in Rovaniemi, auf der Sodankyläntie, der E 75. Das über die Straße gebaute Monument ist nicht zu übersehen. Der Polarkreis ist ja die Linie, ab der die Sonne mindestens an einem Tag im Jahr nicht untergeht. Das haben wir jetzt schon in einigen hellen Nächten gemerkt.
Noch liegen weitere 300 km vor uns, aber da wir schon um 07:30 Uhr in Oulu losgefahren sind, haben wir noch viel Zeit und können entspannt fahren. Der Verkehr auf den Straßen wird immer dünner, die Orte immer seltener. Die E 75 erlaubt 100 km/h, da schaffen wir mühelos einen Schnitt von mehr als 90 km/h, weil wir fast gar nicht bremsen müssen.
So sind wir am frühen Nachmittag in Inari und checken in unserem Inari-Hotel ein. Dabei erfahren wir, dass heute noch ein Boot eine Rundfahrt über den Inari-See macht, bei der wir noch mitfahren können, wenn wir interessiert sind. Wir sind -  und da das Ausflugsboot auf der anderen Seite einer Bucht liegt, müssen wir einen knappen Kilometer gehen, um zur Anlegestelle zu kommen. Dort stelle ich leider fest, dass ich die im Hotel gekauften Karten liegengelassen habe. Es ist noch eine Viertelstunde Zeit, und da zeigt mir meine liebe Frau, was sie noch drauf hat. Sie holt die Karten und ist dabei so schnell, dass wir sogar noch ein paar Minuten Zeit bis zur Abfahrt haben.
Der Inari-See ist riesengroß, mit einer Wasssertiefe bis zu 100 m. Doch er hat über 3.000 Inseln und ist daher an manchen Stellen sehr zergliedert und wirkt viel kleiner, als er tatsächlich ist. In manchen Jahren ist er bis in den Juni zugefroren, aber davon ist heute nichts zu merken. Das Wetter ist schön und sommerlich, aber man spürt doch den Einfluss des Nordens. Deshalb bleiben wir auch während der Fahrt meist unter Deck, wo wir sehr gut sitzen und schauen können.
Wir genießen die ruhige Fahrt mit nur wenigen Passagieren. Ziel ist die Insel Ukonsaari, ein Ort kultureller und spiritistischer Bedeutung, u.a. Opferstätte für die Inari-Samen. Die Insel ragt 30 m aus dem Wasser empor und ist damit die beherrschende Anhöhe im Seengebiet. Als wir dort ankommen, gehen wir auf Treppen bis zur Kuppe der Insel hinauf und haben von dort einen sehr schönen Rundumblick über den See.

Insel Ukonsaari auf dem Inarseei
Auf der Insel Ukonsaari auf dem Inarisee 

Als wir zum Hotel zurückkommen, sind wir doch einigermaßen geschafft und freuen uns auf das Abendessen im Hotelrestaurant. Alt werden wir heute nicht mehr!

Dienstag, 25.06.2019 / Inari (Finnland) – Honningsvag (Norwegen)
War St. Petersburg das erste große Highlight unserer Fahrt, so soll das Nordkap das zweite sein. 350 km sind es bis zu unserem Anlaufpunkt in Honningsvag, wo die letzte Übernachtungsmöglichkeit vor dem Nordkap besteht.
Nach knapp 100 km die norwegische Grenze, wo ich noch einmal tanke, um möglichst die 20 Ct. teureren norwegischen Dieselpreise zu umgehen. Das Bezahlen mit der Kreditkarte am Tankautomaten klappt besser als erwartet. Wir fahren weiter. Die Landschaft hat sich inzwischen verändert. Sie ist offener geworden, beiderseits der Straße Büsche statt Wald und vor uns schneebedeckte Berggipfel. Der Verkehr geht gegen Null, und wir genießen die stressfreie Fahrt durch die nordische Landschaft.

Norwegische Landschaft Porsanger-Fjord mit Tunnel
Nordlandstraße / Tunneleinfahrt Porsangerfjord




Wir kommen an den Porsangerfjord, einen 100 km tiefen Einschnitt des Nordpolarmeers in das Landesinnere. Der Himmel hat sich bedeckt und es ist kälter geworden. Eine unwirtliche Gegend; links der Straße riesige Felsen. Jetzt merken wir wirklich, dass wir uns dem Nordkap nähern.
Dann der erste Tunnel – sehr dunkel und gar nicht angenehm zu fahren. Der nächste ist noch länger, aber besser ausgeleuchtet. Passend zu diesen unfreundlichen Straßenverhältnissen beginnt es zu regnen. Hier wachsen keine Büsche mehr, sondern Moos und Flechten bedecken den Fels. Ein kurzer dritter und dann wieder ein langer vierter Tunnel – und dann kommt Honningsvag in Sicht. Wir haben hier in einem Hostel gebucht, einem roten, 4-geschossigen Bau am Ortsanfang. Ein paar Autos und Motorräder stehen vor dem Eingang und 3 Busse etwas weiter weg. Daneben noch eine große Werkshalle.

Hostel Honnigsvag

Honnigsvag - Hostel


Sieht alles nicht sehr vertrauenserweckend aus. Aber wir checken ein und werden angenehm überrascht. Das Zimmer im Parterre ist einfach, aber sauber. Beim Waschbecken ist der Abfluss verstopft – das wird innerhalb von 10 Minuten in Ordnung gebracht. Gemeinschaftsduschen und -toiletten auf dem Flur – aber alles sauber und fast für uns allein. Da kann man nicht meckern. Doch unsere Herberge sieht uns nur kurz – wir wollen noch heute zum Nordkap – gut 30 km sind es  von Honningsvag aus dorthin. Kurz nach dem Ort das Schild, auf das wir warten: Nordkapp 25 km. „Nordkapp“ ist übrigens norwegisch, auf deutsch heißt es „Nordkap

Nordkap in Sicht

Nordkap in Sicht


Wir fahren durch die sehr hügelige Felsenlandschaft und bedauern die Radfahrer, an denen wir vorbeifahren. Es ist sehr windig, regnerisch und kalt (8-10 Grad) – da muss man schon Freak sein, diese 30 km auf dem Fahrrad hin und zurück zu fahren. Und dann noch diese Tunnelfahrten, auch hier wieder zur Nordkapinsel. Da bin ich im Nachhinein ganz froh, auf meiner Ostseetour 2007 nicht den Abstecher zum Nordkap gemacht zu haben.
Nach einer guten halben Stunde sind wir da. Das heißt, eigentlich sind wir noch nicht da, sondern stehen vor einer Schranke mit Pförtnerhäuschen und müssen erst einmal 62 € hinlegen, um auf den riesigen Parkplatz vor dem eigentlichen Kap fahren zu dürfen. Auch hier im hohen Norden weiß man durchaus die Sehnsüchte der Menschen in Geld umzusetzen. Wir fahren auf den Parkplatz und werfen gleich einmal einen Blick auf das Kap – beeindruckend. Aber es ist kalt, windig und regnerisch. Wir ziehen unsere Winterjacken an und machen uns auf den Weg zur stählernen Weltkugel, die, 1978 errichtet, das Wahrzeichen des Nordkaps ist. Ein Foto vor diesem Monument ist natürlich Pflicht.

Nordkapfelsen Weltkugel am Nordkap

Blick auf den Nordkapfelsen / Weltkugel am Nordkap







Vor einigen Jahren waren wir mit unseren Fahrrädern in Spaniens Tarifa (Punta de Tarifa) am südlichsten Punkt unseres Kontinents, und jetzt stehen wir am entgegengesetzten Ende am nördlichsten Punkt des europäischen Festlands – irgendwie ein bedeutsames Gefühl. Doch leider, noch am gleichen Tag lese ich im Internet nach, dass das gar nicht stimmt. Das Nordkap liegt auf der Insel Mageroya, die wir durch einen Tunnel erreicht haben, also nicht auf dem europäischen Festland. Der nördlichste Punkt des Festlands liegt ca. 70 km weiter östlich auf der Halbinsel Kinnarodden. Aber da gibt es leider keinen so spektakulären Felsen…
Egal, wir genießen den Besuch trotz des widrigen Wetters und machen uns schließlich, als wir genügend durchgefroren sind, wieder auf den Rückweg nach Honningsvag, ohne die touristisch aufbereitete Nordkaphalle zu besuchen,

Mittwoch, 26.06.2019 / Honningsvag – Kautokeino (Norwegen)
Die Autofahrt durch den nördlichsten Teil Europas ist zwar fahrtechnisch sehr angenehm, weil man die gut ausgebauten Straßen fast für sich allein hat, aber hinsichtlich der Etappen ist man doch ziemlich festgelegt, weil die Hotels an der Strecke dünn gesät sind und man sich danach ausrichten muss. So ist unser heutiges Ziel das Thon Hotel im 350 km südlich gelegenen Kautokeino, das mit einem stolzen Übernachtungspreis von 166 € aufwartet. Ja, Norwegen ist das teuerste Land auf unserer Fahrt, auch, was Dieselpreise angeht.
Von Honningsvag aus fahren wir bis Olderfjord die gleiche Strecke wie auf der Hinfahrt. Dort biegen wir nach Westen ab, um nicht den gleichen Weg zurück an die Ostsee zu nehmen. Das erste Drittel der Strecke ist noch geprägt durch die menschenleere, arktische Hügellandschaft mit z.T. noch schneebedeckten Anhöhen. Es ist kalt und regnerisch, und die einsame Radfahrerin, an der wir vorbeifahren, hat unser Mitgefühl.
Mit der Zeit sind wieder einzelne Sträucher neben der Straße zu sehen, eine erste Häusergruppe taucht auf – 4 Häuser; wer mag hier wohnen?

Nordland mit Radfahrerin

Nordnorwegen - einsames Anwesen



Wir hätten gerne einmal ein paar Rentiere gesehen, doch die halten sich bisher gut verborgen. Aber wir geben die Hoffnung nicht auf – noch sind wir ja mitten im Rentiergebiet. Nach insgesamt 200 km der erste größere Ort, Alta, 12.000 Einwohner. Es gibt weltweit nur 2 Städte mit mehr als 10.000 Einwohnern, die nördlicher liegen als Alta. Wir fahren durch Alta hindurch und folgen der E 45 nach Süden, weitgehend im Flusstal des Altaelvs. Die arktische Vegetation mit Flechten und Moosen haben wir inzwischen hinter uns gelassen. Unser Ziel Kautokeino erreichen wir am frühen Nachmittag. Kautokeino ist ein Ort mit 1.500 Einwohnern, der hauptsächlich von der Rentierzucht lebt. Aber immer noch haben wir kein Rentier gesehen. Stattdessen drängt das Thon-Hotel auf einer Anhöhe am Ortsrand in unser Blickfeld.

Thon-Hotel

Thon Hotel in Kautokeino


Es ist ein beeindruckendes Bauwerk, eigentlich viel zu groß für den kleinen Ort. Aber als wir auf dem Hof eine ganze Reihe von Schneemobilen sehen, wird uns klar, dass hier der Wintersport Vorrang hat und mit großen Besuchergruppen gerechnet wird. Das Hotel ist modern eingerichtet und bietet u.a. auch einen Fitnessraum, für den ich nach den langen Autofahrten dankbar bin. Danach machen wir noch einen Spaziergang zum Fluss herunter, der hier Kautokeino Elva heißt. Der Weg ist aber kein reines Vergnügen, weil ich mich zwischendurch doch einiger Mückenangriffe erwehren muss. Abends sitzen wir noch in der Bar und gönnen uns einen Weißwein (Ulrike) und ein Weizenbier (ich). Ich weiß es nicht mehr ganz genau, aber ich meine, ich musste dafür den stolzen Preis von 22 € zahlen.

Donnerstag, 27.06.2019 / Kautokeino (Norwegen) – Tornio (Finnland)
Nachdem uns der „Rentierort“ Kautokeino kein Rentier geboten hat, habe ich die Hoffnung schon aufgegeben, noch eines zu Gesicht zu bekommen. Doch das wird sich auf unserer heutigen Etappe ändern, die uns über 430 km wieder nach Finnland und bis an die Ostsee bringen soll. Nach 40 km haben wir die finnische Grenze erreicht. Aber es braucht noch weitere 100 km, bis uns auf freier Strecke ein entgegenkommendes Auto anblinkt. Automatisch greife ich zum Lichtschalter, weil ich fast jeden Morgen vergesse, bei der Abfahrt das vorgeschriebene Fahrlicht einzuschalten. Aber das Licht ist an, also nicht die Ursache des Blinkens. Und dann sehe ich es und mein Herz macht einen kleinen Hüpfer: ein Rentier mitten auf der Straße vor uns. Und es scheint gar nicht beunruhigt zu sein, läuft im gemächlichen Trab auf dem Mittelstreifen, so dass ich nach geraumer Zeit vorsichtig rechts vorbeifahre.

Rentier Rentiere

Rentiere





Wie schön – das fehlte noch zu unserem Nordlanderlebnis. Und es kommt noch besser: eine Viertelstunde später 3 Rentiere, die uns auf der gegenüberliegenden Straßenseite entgegenkommen. Dieses Mal gelingt mir ein Foto aus dem Seitenfenster heraus.Und als uns schließlich 1 ½ Stunden später ein weiteres Rentier begegnet, sind wir restlos zufrieden – obwohl – ein Elch und ein Braunbär hätten es auch noch sein dürfen. Stattdessen verlassen wir nach weiteren 50 km in Juoksenki das Polargebiet und sind eine gute Stunde später an unserem Ziel angelangt, der finnisch-schwedischen Doppelstadt, die auf finnisch Tornio-Haparanda und auf schwedisch Haparanda-Tornio heißt. Dabei ist Tornio mit 22.000 Einwohnern deutlich größer als Haparanda (6.600 Einwohner) Der Grenzfluss zwischen ihnen heißt auf finnisch Tornionjoki und auf schwedisch Torneälv. Die Stadt ist heute ein bedeutender Industriestandort. Tornio - Haparanda liegt auf der Zeitgrenze zwischen Schweden und Finnlandmit kuriosen Folgen für das Spiel auf dem Golfplatz der Stadt, der über beide Staatsgrenzen hinweg angelegt ist. Finnland ist Schweden eine Stunde voraus, so dass ein Ball, auf schwedischer Seite geschlagen, über eine Stunde unterwegs ist, bevor er auf finnischer Seite auftrifft. Auch für feierfreudige Mitbürger bietet die Stadt Besonderes. Sie können Silvester dort immer zweimal feiern, erst auf finnischer und eine Stunde später auf schwedischer Seite.

Freitag, 28.06.2019 / Tornio (Finnland) – Umea (Schweden)
Ab heute geht es durch Schweden und seine hübschen kleinen Ostseestädte. 400 km auf der E 4 bis Umea stehen zunächst auf dem Programm, dabei als wichtige Zwischenstation ein kleiner Laden an der Strecke, in dem ich vor 12 Jahren 2 Rentierfelle gekauft hatte. Ich hatte den Besitzer, einen alten Mann, der von einem jungen Farbigen unterstützt wurde, gebeten, mir die Felle nach Hause zu schicken und ihm dafür neben dem Kaufpreis ausreichend Portogeld und meine Adresse gegeben. Auf die Felle warte ich heute noch – und das will ich klären!

Nordschwedische Landschaft
Nordschwedische Seenlandschaft




Entsprechend aufmerksam fahren wir die E 4 entlang, immer nach dem Verkaufsschild suchend, das mich seinerzeit in den kleinen Laden gebracht hatte. Aber wir sehen nichts, und da ich auch den genauen Ort nicht mehr in Erinnerung habe, finde ich den Laden nicht wieder. Vielleicht gibt es ihn gar nicht mehr, denn der alte Mann seinerzeit hatte die 70 sicher schon überschritten. Schade – aber andererseits: was hätte schon dabei herauskommen sollen – nach 12 Jahren? Wahrscheinlich hätte ich nur meinen Frust artikulieren können.
Na ja, wir wollen uns die gute Laune nicht verderben lassen und fahren weiter die E 4 entlang mit ihren Ausblicken auf die schöne Landschaft und mit kurzen Stipvisiten der schönen, sauberen kleinen Städte an der Ostsee – Lulea, Byske, Skelleftea bis Umea, wo wir im City Hotel direkt in der Fußgängerzone übernachten. Ich muss ein bisschen herumkurven, um mit dem Auto an das Hotel heranzukommen, damit wir das Gepäck aus- bzw. einladen zu können. Abends bummeln wir durch die Stadt, machen ein paar Einkäufe und wundern uns, dass wir sogar am Eisstand nur mit Karte bezahlen können. Kartenzahlung ist in Schweden viel stärker verbreitet als bei uns – nicht unbedingt zu meiner Freude, denn zum einen gebe ich ungern meine Kartendaten in mir unbekannte Kartenleser (z.B. auch in der Parkgarage) ein, zum anderen verliere ich ziemlich die Übersicht über das, was ich im Laufe des Tages ausgebe. Das wird mir dann einige Tage später zu Hause an meinem Rechner in ellenlangen Listen präsentiert.

Samstag, 29.06.2019 / Umea – Söderhamn (Schweden)
Auch heute sind 400 km Fahrt an der schwedischen Ostseeküste angesagt. Örnsköldsvik, Sundsvall, Hudiksvall sind die Zwischenstationen, in denen wir kurze Sightseeings haben. Interessant besonders Örnsköldsvyk, Wintersportort mit einer 90 m - Skisprungschanze, deren Auslauf unter einer Straße verläuft und über einem Parkplatz endet.
Ziel unserer heutigen Tour aber ist Söderhamn, ein kleines Städtchen (11.000 Einwohner) an der Mündung des gleichnamigen Flusses (Söderhamnsan) in die Ostsee. Wir übernachten im Central Hotellet, einem von jungen Leuten bewirtschafteten und noch in der Sanierungsphase begriffenen schönen alten Gebäude, in dem man schon merkt, dass hier noch nicht alles fertig ist. Aber das stört uns nicht. Bei unserem Rundgang durch den ziemlich unspektakulären Ort fällt uns nur der Hafen mit einer schönen Häuserreihe auf.

Örnsköldsvik Söderhamn

Sprungschanze Örnsköldsvik / Hafen Söderhamn


Sonntag, 30.06.2019 / Söderhamn – Örebro (Schweden)

Wir fahren zurück auf die E 4. Noch 50 km parallel zur Ostsee bis Gävle, dann geht es quer durch Schweden in südwestliche Richtung. Örebro ist unser Ziel heute, doch dazwischen liegen noch 2 Stationen, an denen ich 2007 übernachtet hatte. Die alte Strecke nachzufahren, wird schwierig und wir kommen bald auf Abwege, denn das Navi will uns immer über die Hauptroute führen, wir aber brauchen eine Nebenstrecke. Als ich schon damit rechne, die erste Station zu verpassen, sehe ich ein Hinweisschild auf Torsaker. Hier hatte ich am Ortsrand in einer Pension übernachtet, aus der der Besitzer gleich nach meinem Eintreffen verschwand und mich nur bat, den Schlüssel bei der Abfahrt am nächsten Morgen in den Briefkasten zu werfen. Die idyllische Lage der Pension mit einem Badeteich, aufgestaut aus einem kleinen Bach, und das daneben liegende urige Café (Bergs Kvarncafé) hatten es mir angetan.

Cafe Torsaker
Café in Torsaker




Deshalb will ich es meiner Frau unbedingt zeigen. Das klappt auch, dennoch eine kleine Enttäuschung: der Eigentümer der Pension hat inzwischen gewechselt – der Nachfolger vermietet nicht mehr – und der kleine Badeteich ist auch verschwunden. Dafür aber hat das Café geöffnet. Wir bekommen Kaffee und selbstgemachten, leckeren Kuchen und kommen ins Gespräch mit der Alleinbedienung, einer Lehrerin, die hier einen Teil ihrer Ferien verbringt. Etwas kurios die Diskussion darüber, wo genau wir uns befinden. Ich sage, dass wir doch hier noch in Torsaker seien, aber sie meint wir wären in Toschocker (so ungefähr ausgesprochen). Das führt zu einem Disput, an dessen Ende ich schließlich unseren Autoatlas hole und ihr Torsaker zeige. Nun ja, es stellt sich heraus, dass wir vom gleichen Ort reden, nur nicht mit der gleichen Aussprache. Natürlich ist meine richtig J - oder?? Jetzt also ein kurzer Abstecher zum nächsten Zwischenziel, Lindesberg, 145 km entfernt, wo ich 2007 ebenfalls übernachtet hatte. Der Ort mit seinen knapp 9.000 Einwohnern liegt in einer schwedischen Industriegegend, hat aber mit seinem malerischen Lindessjön-See einen Anziehungspunkt nicht nur für Wasserfreunde.

Lindesberg


 Stadtsee in Lindesberg


Aber das eigentliche Ziel heute ist Örebro. Die Stadt mit 116.000 Einwohnern liegt ca. 200 km westlich Stockholm. Ihr Wahrzeichen ist ein wuchtiges Schloss mit Wehrburgcharakter, das auf einer Insel im Fluss Svartan liegt. Das Schloss wurde im 13. Jahrhundert erbaut und erhielt seine jetzige Form im 19. Jhdt. Heute ist es ein eindrucksvolles Baudenkmal, das wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Wir kommen zu einem Zeitpunkt nach Örebro, als gerade eine Kunstausstellung, die Open Art Biennale, läuft und können uns bei einem Stadtrundgang eine ganze Reihe von Kunstwerken ansehen, die hier für 6 Wochen ausgestellt werden.

Schloss Örebro Open Art Örebro Open Art Örebro
Schloss Örebro mit Open Art - Objekten



Montag, 01.07.2019 / Örebro – Jönköping (Schweden)

Örebro ist sehr schön, aber nach 4 Wochen Autofahrt rückt der Wunsch, wieder nach Hause zu kommen, immer stärker in den Vordergrund. In Jönköping werden wir heute übernachten, an der Südspitze des Vätternsees, der einigen Radlern vielleicht bekannt ist, findet hier doch jährlich das 300 km – Radrennen rund um den See statt. Ich habe das „ Grand Hotel“ gebucht – war offenbar nicht die beste Wahl. Es ist das einzige Mal auf der gesamten Reise, dass wir das Gefühl haben, nicht willkommen zu sein. Die Frau mittleren Alters am Empfang wirkt ausgesprochen unfreundlich. Passend dazu führt auch die Suche nach einem Restaurant zu keinem zufriedenstellenden Ergebnis – ein gebrauchter Tag!
Wir haben inzwischen beschlossen, den Rest der Reise um einen Tag zu verkürzen, soweit das möglich ist, da wir jetzt in schon weitgehend bekannte Gefilde kommen. Dazu ist es aber erforderlich, die über Direct Ferries gebuchte Fährzeit von Rodby nach Puttgarden zu verschieben. Ich hatte bei der Buchung extra den etwas teureren Tarif (125 €) gewählt, um diese Möglichkeit zu haben. Doch die entsprechende Anfrage bei Direct Ferries bleibt erfolglos. Nach einigem ergebnislosen Hin und Her storniere ich die Buchung schließlich komplett und buche neu und direkt bei der Fährgesellschaft „Scandlines“ (deutlich billiger). Und ich beschließe für mich: nie wieder Direct Ferries! Allerdings kann ich zur Ehrenrettung von Direct Ferries sagen, dass mir die Stornokosten wider Erwarten voll erstattet worden sind!

Dienstag, 02.07.2019 / Jönköping – Malmö (Schweden)
Auf meiner Fahrradtour 2007 bin ich mit der Fähre von Helsingborg (Schweden) nach Helsingör (Dänemark) gefahren. Mit dem Auto möchte ich jetzt die deutlich schnellere, neue Verbindung über die Öresundbrücke bei Malmö nutzen, für die ich ein Onlineticket buche. Es kostet 48 € und ermöglicht die Fahrt ohne Aufenthalt an der Mautstation – das bei der Buchung angegebene Kfz-Kennzeichen wird gescannt und man fährt ohne jede weitere Kontrolle durch.  Doch wir müssen erst einmal hinkommen – Malmö ist das Ziel für heute, 300 km von Jönköping entfernt.Malmö mit seinen 300.000 Einwohnern bildet seit der Fertigstellung der Öresundbrücke zusammen mit Kopenhagen das Zentrum der Öresundregion. Wir haben das „Quality Hotel The Mill“ im Zentrum der Stadt gebucht und erkunden sie von dort, natürlich zu Fuß.

Malmö

Malmö


Die täglichen Spaziergänge zum Abschluss unsere Autofahrten sind uns zur Gewohnheit geworden, sind sie doch ein guter Ausgleich zum stundenlangen Sitzen im Fahrzeug und man bekommt einen guten ersten Eindruck von dem jeweiligen Ort. Malmö ist eine lebendige Stadt mit Großstadt-Flair und sicher auch einen längeren Besuch wert als unsere kurze Stipvisite.

Mittwoch, 03.07.2019 / Malmö (Schweden) – Ebstorf (Deutschland)
 Wir sind früh auf den Beinen und wollen auf jeden Fall die für 13.00 Uhr gebuchte Fähre in Rödby bekommen, denn wir haben uns für 15.00 Uhr mit einem alten Freund verabredet, der in Neustadt wohnt. Die Ausfahrt aus Malmö ist schnell erreicht und wir fahren auf die Öresundbrücke zu, deren Pylone in der Ferne hoch aufragen. Wir benutzen die vorgegebene grüne Fahrspur bei der Auffahrt auf die Brücke und merken nichts von dem Kontrollsystem, mit dem alle Fahrzeuge überprüft werden. Die Brückenpfeiler mit ihrer Höhe von 206 m und einer Grundfläche von je 118 m² und den an ihnen befestigten dicken Stahlseilen sind wirklich beeindruckend. Sie überspannen eine Länge von ca. einem Kilometer. Die Gesamtbrücke ist knapp 8 km lang und führt, aus Schweden kommend, über eine künstliche Insel in einen 4 km langen Tunnel (Drogdentunnel) bis nach Dänemark (Insel Seeland).

Öresundbrücke

Öresundbrücke


Die Autobahn auf Seeland erlaubt 130 km/h, so dass wir schnell vorankommen. Wir nutzen die gewonnene Zeit, um vor der Insel Falster von der Autobahn abzufahren und über Vordingborg über die Storströmbrücke zu fahren, die ich auch schon 2007 mit meinem Fahrrad gefahren bin.

Storströmbrücke
Storströmbrücke



Sie ist zwar in die Jahre gekommen, aber trotzdem ein eindrucksvolles Baudenkmal.
Trotz dieses Umwegs sind wir deutlich vor der gebuchten Fährzeit in Rödbyhavn. Deshalb frage ich am Abfertigungs-Terminal nach, ob ich nicht auf eine frühere Fähre umbuchen könnte. Kein Problem – wir brauchen gar nicht umzubuchen, sondern reihen uns einfach in die Kfz-Schlange ein und kommen problemlos auf die nächste Fähre. Während der Fährfahrt rufe ich meinen Freund an und sage ihm, dass wir eine Stunde eher in Neustadt sein werden. Ebenfalls kein Problem – und wir verbringen einen schönen Nachmittag mit meinem alten Freund, den ich seit 12 Jahren nicht mehr gesehen habe.
Danach die Überlegung, ob wir, wie vorgesehen, in Neustadt übernachten oder weiterfahren. Die Entscheidung ist schnell getroffen – der Stalldrang ist stärker und wir nehmen die 200 km nach Ebstorf gleich in Angriff, wo wir kurz nach 20:00 Uhr eintreffen.

Es war eine schöne Reise, aber es ist auch schön, wieder zu Hause zu sein!

 

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